Lufthansa Upcycling Collection

Ein Airbus verwandelt sich in exklusive Lifestyle-Möbel

In einer stillen, dünn besiedelten Gegend in Spanien, auf einer Hochebene in den Bergen von Aragonien, bietet sich den Besuchern ein ungewöhnlicher Anblick. In der Nähe der Kleinstadt Teruel auf gut 1.000 Meter Höhe betreibt das Unternehmen Tarmac Aeorosave einen gigantischen Parkplatz für mehr als 250 Verkehrsflugzeuge. Das trockene Klima der Region ist ideal dafür, um Maschinen zu parken, zu überholen oder – wenn sie ausrangiert werden sollen – zu demontieren.

Dort steht auch der stillgelegte Airbus A340-600 D-AIHO, der hier nach mehr als zehn Jahren im Einsatz für die Lufthansa fachgerecht verwertet wird. Der sogenannte „Cheesecutter“, eine Kettensäge, mit der der Rumpf präzise in Einzelteile zerlegt wird, steht schon bereit. Doch vorher soll möglichst viel Verwertbares aus der Maschine geborgen werden – unter anderem für eine exklusive Kollektion von Designermöbeln und Accessoires für die Lufthansa Upcycling Collection.

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Dafür sind Hilke Siebecker und Christiana von Dewitz, Produktmanagerinnen bei Worldshopp, sowie die Chefs zweier Hersteller aus Deutschland angereist. Wilco Design aus Marpingen im Saarland fertigt u. a. Couchtische und Wandbars aus Flugzeugmaterial. Aviationtag aus Köln stellt Schlüsselanhänger aus Teilen der Aluminiumhülle her.

"Für uns ist es sehr reizvoll, vor dem Flugzeug zu stehen und sich vorzustellen, was einmal daraus werden könnte", sagt Marius Krämer von Wilco Design, während er mit seinem Geschäftspartner Julian Schneider auf einer Hebebühne zur Kabine hinaufschwebt. Die beiden Unternehmer, selbst Hobbypiloten, sind nach Spanien gekommen, um die Teile zu markieren, die sie für die Lufthansa Upcycling Collection verwenden können.

Marius Krämer von Wilco Design misst genau: Aus dem Flugzeugfenster wird einmal eine Wandbar

Ein Stück Luftfahrtgeschichte für die Hosentasche

"Wir freuen uns besonders auf die Fenster, aus denen wir später Wandbars fertigen", erzählen die beiden, als sie das entkernte Flugzeug betreten. Dort entfernen gerade Tobias Richter und Stephan Boltz von Aviationtag die Dämmung von den Flugzeugwänden, um die Beschaffenheit der Außenhaut von innen zu prüfen. 35.000 Schlüsselanhänger sollen einmal aus dem Airbus-Aluminium entstehen – und besonders wertvoll und begehrt dürften natürlich jene sein, die aus Partien mit dem Lufthansa-Schriftzug geschnitten werden. "Für Aviation-Fans ist es toll, ein Stück Luftfahrtgeschichte mit sich in der Tasche tragen zu können", sagt Boltz.

Krämer und Schneider von Wilco Design stehen wieder mit Zollstöcken in der Hand auf der Hebebühne und messen die Fenstersegmente aus, die sie für die Wandbars aus Flugzeugfenstern benötigen. Der A340-600, der bei seiner Einführung 2001 mit einer Länge von 75,50 Metern das längste Passagierflugzeug der Welt war, bietet dafür besonders viel geeignetes Material.

Hilke Siebecker und Christiana von Dewitz, Produktmanagerinnen Worldshop

92 Prozent eines Flugzeugs werden recycelt

Unter dem Rumpf der Maschine brüllt Recylingmanager Ignacio Guillén Trasobares gegen den Lärm der Sägearbeiten an: „Acht bis zehn Wochen dauert es, ein Flugzeug auseinanderzunehmen.“ Egal ob Aluminium, Kupfer, Glas oder Gummi: Alle Bestandteile müssen säuberlich voneinander getrennt werden, damit die Recycling-Unternehmen sie verwerten können. 92 Prozent einer Maschine werden auf diese Weise recycelt.

Fans der Fliegerei fällt es allerdings nicht immer leicht zu sehen, wenn von einem Flugzeug am Ende nur noch Kabel, Blech und Schrauben übrig sind. „Aber irgendwann kommt eben auch ihre Zeit. Deshalb sind wir so darum bemüht, Flugzeuge in einer anderen Form am Leben zu erhalten.“, sagt Marius Krämer, der als Privatpilot am liebsten in einer Piper P 28 oder einer Cessna unterwegs ist.

Akkurat abgeklebt: Rumpf des Airbus mit Arbeitsmarkierungen
Akkurat abgeklebt: Rumpf des Airbus mit Arbeitsmarkierungen

"Mit unseren Ideen noch lange nicht am Ende"

So ähnlich sieht es auch Christiana von Dewitz. "Das Schöne an diesem Upcyling-Projekt ist, dass auf diese Weise etwas vom Geist einer ausgemusterten Maschine in anderer Form erhalten werden kann", resümiert sie. "Flugzeuge bieten so viele Möglichkeiten. Wir sind deshalb mit unseren Ideen noch lange nicht am Ende."

Materialprüfung: Stephan Boltz und Tobias Richter (Aviationtag), Marius Krämer von Wilco Design (v. l. n. r.)
Materialprüfung: Stephan Boltz und Tobias Richter (Aviationtag), Marius Krämer von Wilco Design (v. l. n. r.)