Im Heim wohnen um die 20 Kinder. Einige kommen im Alter von drei, vier Jahren hierher, andere als junge Teenager. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt. Allein im Viertel San Martín warten 1000 Kinder auf einen Platz in einem der Heime, in ganz Buenos Aires sind es um die 8000.
Ziel ist es, einigen von ihnen zu helfen. Wenn die Kinder noch nicht zu alt sind, besteht die Hoffnung, dass neue Eltern sie adoptieren. Bis zu 120 der verlorenen Seelen landen jedes Jahr im Hogar Maria Luisa. Psychologinnen kümmern sich um sie, Pädagoginnen und Sozialarbeiter. Zudem springen viele Ehrenamtliche ein. Sie bringen die Kinder zum Arzt, begleiten sie zur Schule, geben Musikunterricht. Sie malen mit den Kindern Blumen an die Wände, grüne Papageien und Gauchos mit gelben Hüten.
Am Mittag kommen die ersten Kinder aus der Schule. Im Heim ist es Zeit zum Essen. Es gibt Salat, Empanadas, Saft. Die Kinder sitzen zusammen, es wird geschnattert, gelacht. Die kleine Joselin spielt mit ihren Zöpfen, Rocia malt neben ihrem Teller ein großes Auto auf ein Blatt Papier, weil sie eines Tages Busfahrerin werden will. Mikael und Benjamin lassen ihre Gabeln durch die Luft fliegen, Rodrigo schnipst eine Papierkugel in den leeren Joghurtbecher: Tor!
An den Stühlen kleben Namensschilder, über der Küche hängt die argentinische Flagge mit der gelben Sonne. Ordnung, Wärme. Schon die kleinen Dinge sollen den Kindern Stabilität vermitteln, eine Idee der Geborgenheit. Köchin Alicia kommt mit Pudding, am Tisch sitzt auch Gimena Gomez, die als pädagogische Psychologin im Heim arbeitet. Sie kennt jedes einzelne Kind. Seine Geschichte, seine Marotten. Sein Lachen, sein Weinen.